Review 190626 F1 2019

F1 2019
Jedes Jahr im August haut Codemasters eine neue Ausgabe seiner offiziellen Formel´-1-Simulation raus. Und hatte im letzten Jahr mit F1 2018 wirklich was ganz feines abgeliefert. Aber der Spaß ist damit noch nicht zu Ende – und vor allem kommt er in diesem Jahr sogar zwei Monate früher. Was einerseits natürlich eine schöne Sache ist, da die aktuelle Meisterschaft dann mal nicht schon fast wieder durch ist, sondern noch 13 Rennen vor uns liegen, die man dann am Schirm mitfahren oder nacherleben kann. Andererseits aber macht das auch ein wenig misstrauisch: Hat die Zeit da überhaupt für großartige Neuerungen gereicht? Oder ist F1 2019 nur schnell hingeschludertes Update mit aktualisiertem Fahrerfeld?
Mit dabei: Die Formel 2

Nein, zum Jammern gibt es in diesem Fall gar keinen Grund. Trotz der relativen Kürze der Zeit haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen und das neueste PS-Paket mit jeder Menge  sinnvoller neuer Features und Detailverbesserungen gefüllt.

Augenfälligste Neuerung ist die Integration der Formel-2 ins Spiel. Momentan zwar noch mit dem Starterfeld und dem Veranstaltungskalender des Vorjahres, doch will man die Daten der aktuellen Saison im Lauf des Jahres kostenlos nachreichen. Dann könnt Ihr auch mit Mick Schumacher Eure Runden fahren.
Habe die Ehre, ich mache Karriere!

Die Formel 2 wurde dann auch in den Karriere-Story-Modus integriert – allerdings nur als Appetizer. Dort nämlich bekommt Ihr in drei Rennen – die Ihr auch nicht komplett fahren müsst – jeweils eine Aufgabe gestellt, die es zu lösen gilt. So sollt Ihr zum Beispiel mal Euren schnelleren Teamkollegen vorbeilassen oder das Feld nach einem Crash noch mal von hinten aufrollen.

Zwischen den Events macht der Modus dann ein wenig einen auf „The Journey“ aus Fifa 18 bzw. 19 und menschelt ein bisschen rum. So lernt Ihr Euren zukünftigen ärgsten Widersacher kennen, ein selbstgerechter, arroganter Unsympath vor dem Herrn. Klar, das ist natürlich Klischee hoch drei, aber trotzdem bringt es ein paar Emotionen mit ins Spiel. Da hätte man zwar auch noch wesentlich mehr draus machen können, aber ok – besser als nix.

Egal, denn der Rest des Karrieremodus ist wieder eitel Sonnenschein. Ihr messt Euch als Newcomer mit den bekannten Größen der Szene, wobei es euch freisteht, ob Ihr gleich bei einem großen Rennstall einsteigen wollt, wo die Anforderungen an Euch höher sind, oder ob Ihr es erst einmal ruhiger angehen wollt.

Anschließend geht’s auf sämtlichen Originalkursen durch die Trainings, die Quali und das Rennen, wobei Ihr den jeweiligen Umfang selber festlegen könnt. Während der Trainings könnt Ihr wieder Tests absolvieren und die dabei gewonnenen Punkte im umfangreichen Skilltree Eures Boliden gegen Verbesserungen und Updates eintauschen.
Sinnlose Funksprüche und nervige Interviews

Nach drei Rennen dann wartet  – sofern ihr euch nicht völlig dämlich anstellt, die Formel 2 Meisterschaft auf euch. Was in der Box für wahre Gefühlsausbrüche sorgt. NOT! Überhaupt ist der Funkverkehr mit der Box oftmals erstaunlich sinnfrei. Überhole ich zum Beispiel den Wagen vor mir, erklärt mir mein Renningenieur: „Gut gemacht. Damit liegst Du einen Platz weiter vorne!“ Echt jetzt? Der Mann muss Mathe studiert haben, so schnell, wie der das ausgerechnet hat.

Von ähnlicher Sinnhaftigkeit werden auch die Interviews geplagt, die schon im Vorgänger genervt haben. Nach dem Gewinn der Meisterschaft startet die Mikrotante tatsächlich mit: „Kein guter Tag da draußen!“ – um dann fortzufahren: „Sie haben den Fahrertitel geholt!“ Ja, wat denn nu? Zudem sind diese Multiple Choice Fragen leicht zu durchschauen und deshalb an sich komplett überflüssig. Kennt Ihr diese Pseudo-Psychotests im Internet, wo zum Beispiel ermittelt werden soll, ob man zu Gewalt neigt, und dann auf die Frage „Was machst Du, wenn Dich jemand anrempelt“ die Antwortmöglichkeiten bekommt „Den hau ich um“ oder „Ich gehe einfach weiter“.
Fahrhilfen, Streckenperformance und gezähmte Gegner

Auf der Strecke dann legen die Fahrzeuge wieder mal eine sehr gute Performance hin, Fahr- und Tempogefühl sind klasse. Die Regeländerung mit den geänderten Front- und Heckflügeln in der realen Formel 1 sind auch hier deutlich spürbar, das fühlt sich schon etwas anders an als im Vorjahr. Zudem sollte man auch als Anfänger – der das volle Programm an Fahrhilfen nutzt – es tunlichst vermeiden, mit frischen Reifen gleich aufs Ganze zu gehen oder erbarmungslos über die Curbs zu brettern: In beiden Fällen ist der Abflug programmiert.

Die Fahrhilfen sind noch zahlreicher als im Vorgänger und ermöglichen wirklich jedem, aufs Treppchen zu kommen. Während Profis komplett darauf verzichten und an ihren Wagen in der Box schrauben und feintunen, gönnen sich Anfänger vom Bremsassistenten bis hin zur Traktionskontrolle das volle Programm und lassen alles so, wie es ist. Zudem lässt sich das Können der KI-Gegner sehr feinfühlig in 120 Einzelschritten justieren. Insgesamt kommt also wirklich jeder auf seine Kosten.            

Auch während der Fahrt lässt sich einiges am Wagen verändern. Merkt Ihr, dass der Sprit knapp wird, könnt Ihr das Benzingemisch umstellen oder die Flügel verstellen, wenn es mal etwas schneller durch die Kurven gehen soll. Das funktioniert auch mit dem Gamepad ganz ordentlich, erfordert aber Eure ganze Konzentration, da ihr dafür kurz die Augen von der Strecke nehmen müsst. Was bei Tempo 300 und einem gegnerischen Wagen direkt vor Euch schon mal fatale Folgen haben kann. Apropos Computergegner: Die fahren jetzt nicht mehr ganz so aggressiv wie im Vorgänger und machen auch schon mal Platz, wenn Ihr deutlich schneller seid und überholen wollt.
Aufgebohrter Multiplayer

Abseits des Karrieremodus könnt Ihr euch eigene Meisterschaften in der Formel 1 und der Formel 2 zusammenbauen, an Zeitfahren oder klassischen Rennen teilnehmen oder euch im Multiplayer umsehen. Dort finden sich jetzt – neben den obligatorischen Einzelrennen und Meisterschaften – endlich auch eigene Ligen mit zahlreichen Einstellungsoptionen. Dazu kommen wöchentlich wechselnde Events und eine Anbindung an den aktuellen Rennsportkalender und an E-Sport-Ereignisse.

Im Multiplayer gewonnene Credits könnt Ihr erstmals auch in eigene Lackierungen investieren und so einen ganz persönlichen Rennstall mit unverwechselbaren Outfit basteln. Ein Feature, das schon lange auf der Wunschliste der F1-Fans stand. Wie auch ein Splitscreen-Modus – der aber immer noch fehlt.
Technik, die begeistert

Auch technisch hat das neue F1-Game weiter zugelegt. Zwar sah es schon im letzten Jahr verdammt gut aus, überzeugt aber heuer mit verbesserter Lichttechnik, schicken Fahrzeugen, einem sehenswerten dynamischen Wetter, gut gemachten Siegerehrungen und Story-Zwischensequenzen und akkurat nachgebauten Strecken, bei denen wirklich alles stimmt.
Fazit  

Mehr Umfang, ein ordentlicher Storymodus, die Integration der Formel 2, eine noch mal verbesserte Grafik und eine Fahrphysik, die perfekt auf dem schmalen Grat zwischen Anspruch und Spaß wandelt: Damit holt sich F1 2019 auch in diesem Jahr den Titel. Und ist das beste F1-Game ever.
Game: F1 2019
Genre: Racer
Release: 25.06.2019 (PC, PS4, Xbox One)
Entwickler/Publisher
: Codemasters
USK: ab 0
Sprachausgabe/Texte: Deutsch/Deutsch
Webseite: http://www.codemasters.com/game/f1-2019/

Wertung: 9 von 10

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