1992 - No Second Prize

Game: No Second Prize
Entwickler: Thalion
Plattform: Amiga
Genre: Rennspiel
Release: 1992
                                                                Rennen mit achteckigen Reifen
Ich weiß gar nicht mehr, wie wir damals bei Thalion auf die Idee gekommen waren, ausgerechnet ein Rennspiel zu produzieren. Eigentlich war ja eher Action und RPG unser Ding zu der Zeit (mal abgesehen vom Airbus A320). Da aber nun das Spiel schon seit 1989 bei Thalion in der Schublade lag und immer wieder verschoben wurde, war es 1992 an der Zeit, das Ding endlich aus der Garage zu fahren.

Und wie immer war die Devise dann "wenn schon, denn schon" - wenn schon einen Racer, dann bitte auch den besten, möglichst mit Features, die kein anderes Game zuvor hatte. Einen Genrekiller also.  Und der war No Second Prize dann tatsächlich. "Eine schnellere und flüssigere Grafik gab es bis jetzt noch nicht" - schrieb die ASM, und "Selten hatte man bisher ein so berauschendes Grafikerlebnis am Monitor." die Amgioga Games. Die 3D-Vektorgrafik inklusive Ego/Cockpit-Perspektive war damals schon etwas Besonderes, auch die 20 originalgetreu nachgebauten Strecken waren erwähnenswert. 

Heutzutage wirkt das natürlich alles eher befremdlich. Abseits der Pisten war - bis auf einen Hubschrauber und einen Krankenwagen - gar nichts los, Wetter, Siegerehrung  oder Boxenstopps kamen nicht vor und dass die Rennmaschinen dann eher achteckige und nicht runde Reifen hatte, störte zwar damals keinen großen Geist, würde aber heute zum sofortigen Game Over führen.

                                                                      Die Musik zu No Second Prize

Motorradrennen brauchen ja nicht wiriklich viel an Musik, zudem sollte das Game ja auf nur einer Diskette erscheinen. Also beschränkte ich mich auf eine Titelmusik und einen Menü-Track. Wie immer ließ mir Erik da ziemlich freie Hand, was die Ausgestaltung anging. Anders als heute, wo in erster Linie die Marketingabteilung das Sagen hat ("Nein, so was wollen DIE Spieler nicht, wir machen das lieber so, wie wir das schon immer gemacht haben, keine Experimente..." durfte ich da auch durchaus ungewöhnliche Einfälle präsentieren, ohne Gefahr zu laufen, gleich den Job zu verlieren.

Vor meiner Berliner Zeit (1985 bis 1994) hatte ich in Düsseldorf in einer knallharten Funkband namens "Slow Five" (Hallo Roger, Pete, Vokki und Dirk!) Keyboards gespielt und war auch sonst ein großer Fan dieser Stilrichtung. Tower of Power, Brecker Brothers, Herbie Hancock, James Brown und dergleichen mehr lief bei mir in der Heavy Rotation; und endlich sah ich eine Chance, meine Liebe zum Funk auch mal in einem Spiel unterzubringen. Ausgangspunkt waren einige Gitarrenlicks (ich weiß gar nicht mehr genau, woher ich die hatte), aus denen ich dann zwei recht nette Funknummern bastelte, die es dann auch tatsächlich ins Spiel geschafft haben. Für die Motorensounds hatte ich dann auf Sportkanälen Rennen mitgeschnitten (und dabei immer gehofft, dass der Kommentator mal die Klappe hält) und einschlägige Filme ausgeschlachtet. Um dann tagelang aus diesem Material Loops zu basteln. Was länger dauerte als die Produktion der Musik.


                                                                            Irre: Ein Racer mit Story

So ganz ohne Rollenspiel ging es bei Thalion einfach nicht, und so bekam NSP auch eine Hintergrundgeschichte: Vier Typen und zwei Frauen, allesamt reich bis zum Gehtnichtmehr wollen alle das letzte Modell einer britischen Rennmaschine haben. Da mit Geld nicht viel auszurichten ist, hat man sich entschlossen, eine Rennsaison untereinander auszufahren. Der Sieger soll dann die Maschine bekommen, und der Rest guckt in die Röhre - eben No Second Prize.  Diese sechs Fahrer hatten dann auch alle unterschiedliche Mentalitäten und Eigenschaften: Der eine kreuzte hemmungslos Idelallinien, schnitt und rammte, ein anderer war eher der vorsichtige Typ.

                                                                              Remakes der Musik

Von der Musik von NSP hab ich im Lauf der Jahre zwei Remakes bzw. Cover-Versionen angefertigt. Einmal 2006 die Menü-Musik für den Sampler "Immortal 3", die ich als Longplay mit indischem Touch interpretierte, zum anderen 2020 die Titelmusik von NSP für das Album "Amiga Power - The Album with Attitude". Da hatte mich der Produzent Matthew Smith (ein Amiga Enthusiast und Fan des englischsprachigen Amiga Power Magazins) gebeten, besagten NSP-Track neu in etwas aktuellerer Form noch einmal aufzunehmen. Was ich natürlich gerne gemacht habe - das Ergebnis ist auch recht nah am Original, nur eben besser und voller instrumentiert. Als durchaus kompliziert erwies sich der Nachbau der Gitarrenriffs; nachdem diverse Gitarristen gescheitert waren, mir die Sachen von Hand nachzuspielen, habe ich die dann mit dem "Scarbee Funk Guitarist" von Native Instruments realisiert. Falls das hier irgendjemanden interessieren sollte.
                                                                    So urteilte damals die Presse
"Mit "No Second Prize" schmeißt Thalion ein Motorrad-Rennen der absoluten Spitzenklasse auf den Markt, das seinesgleichen sucht. Vergleicht man das vor kurzem erschienene "Red Zone" von Psygnosis mit NSP, so kann das Programm von der Insel nur noch mit einem "sehr mangelhaft" abgetan werden. Vielleicht sollten die Psygnosis-Jungs einmal einen Programmierkurs bei Thalion belegen - schaden kann es bestimmt nicht!." - ASM Dezember 92 - 11 von 12 (Sound: 11 von 12)

Das komplette Review lest ihr hier:
"Insgesamt gesehen schneidet "No Second Prize" hervorragend ab. Die Grafik ist brilliant, das Gameplay perfekt und der Sound passend. Langzeitmotivation ist durch die zwanzig Kurse auch garantiert. Thalion hat ein Rennspiel erster Güte geschaffen, was lediglich Simulationsfreaks stören könnte." - Play Time Special
"Vergleicht man das mit bewährten Rennsimulationen a la Formula 1 Grand Prix, schneidet No Second Prize "Extra-mäßig" schlechter ab. Fans müssen jedoch zugreifen.." - Power Play, November 1992 - 72% (Sound: 70 %)

Das komplette Review gibt es hier:
"Während der Fahrt müssen sich die Ohren zwar mit dem Gedröhn der Motoren begnügen, ansonsten werden sie jedoch mit feiner Musik verwöhnt. Hätte Thalion noch Boxenstops, unterschiedliche Witterungsbedingungen und einen Zwei-Spieler-Modus untergebracht, hätten wir No Second Prize die Hit-Trophäe gewiss nicht verwehren können - so reicht's halt "nur" zu einem astreiner Rennspiel!" - Amiga Joker November 92, 81% (Sound: 72%)

Das komplette Review gibt es hier:
"Thalions Motorradrennen beeindruckt durch hohe Geschwindigkeit und eine ausgefeilte Steuerung. Eigentlich hätte No Second Prize ein "sehr gut" verdient, wären da nicht einige Wermutstropfen: Schmerzlich vermisst man einen Zwei-Spieler-Simultan-Modus, gegen Boxenstopps und detailliertere Grafiken gäbe es auch nichts einzuwenden." - Amiga Magazin
                                                                                 Intro No Second Prize

                                                                                   Playguide and Review

                                                                                              Menü-Musik

                                                                                          Links
                                                Thalionsource (Tests): http://thethalionsource.w4f.eu/Tests/nsp.htm
                                           Exotica: http://thalion.exotica.org.uk/games/nsp/nsp.html
              Mobygames: https://www.mobygames.com/game/atari-st/no-second-prize
                                           Kultboy: https://www.kultboy.com/testbericht-uebersicht/404/
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