Review 190718 Heavy Rain (PC)

Heavy Rain (PC)
Nun ist also endlich auch die PC-Version des Klassikers Heavy Rain erschienen. Was dürfen wir erwarten? Endlich eine vernünftige Steuerung? Ein zeitgemäßes Grafik-Feuerwerk? Inklusive dem auf der PS4 fehlenden Tierpräparator? Oder „nur“ eine 1:1 Umsetzung der PS4-Version?
Blick in die Vergangenheit

Anfang 2010 war Heavy Rain für die PS3 erschienen. Für die einen war es ein innovatives spielerisches Meisterwerk, für die anderen nur Blendwerk und eine spielerische Nullnummer. Nun mag man davon halten, was man will, aber zweifellos hatte Heavy Rain damals hinsichtlich Storytelling und Inszenierung in Games Maßstäbe gesetzt, die von zukünftigen Games aufgegriffen wurden. Sechs Jahre später gab es dann auch die Portierung auf die PS4. Neuerungen gab es da aber kaum, sieht man von der höheren Auflösung auf 1080p. ein paar schärferen Texturen und den Einbau der damals noch angesagte Bewegungssteuerung ab. Die war damals eine sinnvolle Bereicherung, wertete sie doch die vielen Quicktime-Events ein wenig auf und funktionierte tadellos. Andere Baustellen dagegen – wie die ansonsten eher durchwachsene Steuerung – blieben unbearbeitet, und auch das zwischenzeitlich erschienene DLC „Der Tierpräparator“ fehlte. Für alle, die Heavy Rain auf der PS3 verpasst hatten, gab es genug gute Gründe, das auf der PS4 nachzuholen. Wer aber nun gar keine „Playsi“ hatte, musste verzichten – Heavy Rain war nun mal „Playstation only“.
Die Story

Ethan Mars, verheiratet, zwei Kinder, ist ein erfolgreicher Architekt und lebt in einem schönen Haus im Vorort einer amerikanischen Metropole – das perfekte Vorstadtidyll also, da quillt die heile Welt aus allen Poren. Dann aber stirbt ein Vogel und ein erster Schatten fällt auf den Zuckerguss – der Vorbote des kommenden Unheils.

Kurz darauf dann das eigentliche Drama: Ethans Sohn Jason kommt bei einem Unfall ums Leben. Die Ehe zerbricht, Ethan leidet in der Folgezeit unter Blackouts, bei denen er oft am anderen Ende der Stadt wieder zu sich kommt und nicht weiß, was passiert ist. Er zweifelt an sich selber.

Bei einem dieser Aussetzer verschwindet sein anderer Sohn Shaun, der bei ihm zu Besuch ist, von einem Kinderspielplatz. Was seine Ex-Frau gar nicht witzig findet. Hinter Shauns Verschwinden steckt der sogenannte Origami-Killer, der in den letzten Jahren schon acht Jungen entführt hatte – immer im Herbst. Nach einigen Tagen findet man sie dann, ertrunken in Regenwasser, mit einer Lilie auf der Brust und einer Origami-Figur in der Hand. Sein Markenzeichen.
Das Spiel

Ihr habt 72 Stunden Zeit, den Jungen zu finden. Dabei steuert ihr vier Figuren, die – anfangs noch – unabhängig von einander agieren, deren Pfade sich aber später kreuzen: Einen FBI-Ermittler, einen Privatdetektiv, eine Journalistin und Ethan, den Vater. Letzterer bekommt vom Entführer recht makabare Aufgaben gestellt : Erfüllt er sie, gibts einen Hinweis auf den Verbleib seines Sohnes. So soll Etrhan sich beispielsweise vor laufender Kamera ein Fingerglied abschneiden oder fünf Minuten als Geisterfahrer über den Highway heizen.  

Heavy Rain ist aber kein Spiel in eigentlichen Sinn, sondern mehr ein interaktiver Film, ein Spiel-Film also. An bestimmten Stellen wird der Spieler aufgefordert, vorgegebene Tastenfolgen zum richtigen Zeitpunkt zu drücken: Mit diesen Quicktime-Events werden dann Alltagshandlungen wie Duschen oder Tanzen oder Essen, aber auch Kämpfe oder Verfolgungsjagden ausgeführt.  Für passionierte Zocker mag das vielleicht ein wenig zu dünn sein: Spielerische Freiheiten gibt es keine, auch wenn man an manchen Stellen den Fortgang der Handlung durch seine Entscheidungen beeinflussen kann.

Intensive Inszenierung

Mehr als entschädigt wird man allerdings durch die filmreife Inszenierung und durch die spannende Story mit ihren vielen Wendungen. Immer wieder glaubt man, den Täter zu kennen oder ihn im nächsten Moment zu schnappen. Dazu kommen immer wieder Szenen von immenser Intensität, bei denen man mitleidet – oder am liebsten wegschauen und -hören möchte. Etwa, wenn Ethan beschließt, sich einen Finger abzuschneiden, um eine der gestellten Aufgaben zu erfüllen.

Alles Sachen, die auch heute noch wirken – und die Heavy Rain mit seiner klasse Story und der guten Inszenierung auch heute noch interessant machen. Was uns dann endlich zur PC-Version bringt.
Die PC-Version

Die Story bleibt natürlich unverändert, klar. Technisch baut die PC-Version auf der PS4-Ausgabe auf, wobei Ihr aber auch von 30 auf 60 Frames per Second umschalten dürft, sofern es eurer PC hergibt. Wer es sich zutraut, darf auch ein wenig an der INI-Datei des Games herumfummeln und da noch mehr Frames rauskitzeln. Keine Ahnung, warum man das nicht gleich in die Grafikoptionen eingebaut hat. Auch die Kantenglättung ist deutlich besser als auf der PS4 – dazu kommen 4K-Auflösung und eine Optimierung für Widescreen-Monitore. Insgesamt sieht das schon gar nicht schlecht aus, auch wenn hier und da die PS3-Vergangenheit natürlich noch deutlich durchschimmert.

Die Steuerung – jetzt wieder ohne Move Controller – also, die Steuerung hingegen ist immer noch eher so „na ja“ – und auch das DLC fehlt immer noch. Beides hätte man besser lösen können.
Fazit

Anyway, wie der Franzose sagt: Wer Heavy Rain bisher verpasst hat, sollte sich dieses intensive, aber spielerisch halt etwas dünne Erlebnis unbedingt reinziehen. Das gibt es für schlappe 19,90 Euro im Epic Games Store. Wer sich nicht sicher ist, kann sich dort auch erst mal die kostenlose Demo mit den ersten beiden Kapiteln des Games herunterladen. Zumindest das solltet Ihr auf jeden Fall mal machen.  Es lohnt sich.
Game: Heavy Rain (PC)
Genre: Adventure/Interaktiver Film
Release: 24.06.2019 (PC)
Entwickler/Publisher: Quantic Dream / Sony
USK: ab 18
Sprachausgabe/Texte: Deutsch/Deutsch
Webseite: https://www.epicgames.com/store/de/product/heavy-rain/home

Wertung: 9 von 10

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