1995 - Die Sage von Nietoom

Game: Die Sage von Nietoom
Entwickler: 4th Generation
Plattform: PC
Genre: Adventure
Release: 1995
                                                             Goldene Schallplatten und der gute Wille
In der Mittenwalderstraße in Berlin-Kreuzberg, wo ich von 1985 bis 1994 gewohnt hatte, gab es schräg gegenüber einen kleinen, aber feinen Spieleladen, wo ich dann natürlich recht oft abhing - zusammen mit anderen Nerds. Fachsimpeln, die neuesten Games antesten, die Zeit totschlagen, was man halt so macht. Einer von den Jungs, die dort auch recht oft anzutreffen waren, war Frank Hassas. Ich erinnere mich, dass er zu der Zeit immer mit einem schwarzen Ami-Sportwagen vorfuhr, was dann im Kreis der anderen (studentischen und anderen) Nerds schon auffiel. Frank startete ursprünglich als Breakdancer und DJ, war (und ist) dann aber ein erfolgreicher Musikproduzent; 1993 hatte er mit seinem Eurodance Projekt "Maxx" und den beiden Singles "Get a Way" und "No More" abgeräumt (Top 10 in ganz Europa und Gold Status). 1994 dann unterschrieb er mit "The Real McCoy" bei BMG und Arista Records, hatte zahlreiche Top 5 Hits in den USA, UK, Japan und Europa und verkaufte mehr als acht Millionen Platten weltweit, wofür er dann Dutzende von Gold- und Platin-Awards abräumte, dazu einen MTV- , einen Echo und einen Billboard Award plus eine Grammy-Nominierung. Sein Song "Another Night" blieb über ein Jahr in den US Billboard Charts, wofür es dann auch eine Auszeichnung der American Society of Composers, Authors and Publishers gab. Später dann produzierte er noch unter anderem Mariah Carey und schrieb Songs für Yvonne Catterfeld. Was er uns damals aber alles gar nicht erzählt hatte; auf die Frage nach dem dicken Amischlitten hieß es nur "ich produziere und mache ein bisschen Musik und das läuft gerade ganz gut" - was uns auch völlig genügt hat.

Warum ich das alles erzähle? Nun, irgendwann kamen wir in dem kleinen Laden auf die abstruse Idee, doch einfach mal selber ein Spiel zu machen. Wirklich einen Plan hatte niemand von uns, Geld sowieso nicht, aber das war uns egal. Wir waren halt Nerds und Idealisten. Irgendwann bekam Frank unsere Idee mit, fand die gut und beschloss, die Sache zu produzieren. Vermutlich war ihm schon damals klar, dass er daran nichts verdienen würde, aber das war ihm wohl egal. Dafür nachträglich noch: Vielen Dank, Frank! Er kümmerte sich dann auch um das Geschäftliche, gründete 4th Generation und holte die Berliner Earthquake Film und Musikproduktion GmbH  als Vertrieb ins Boot. Die Qualitätssicherung übernahm (vermutlich auf mein Drängen hin) hinter den Kulissen dann Kingsoft/Ikarion, die uns auch ein wenig beraten hatten - wir hatten ja Null Plan, aber viel guten Willen.

Nach kurzer Überlegung beschlossen wir, dass es ein Adventure sein sollte. Zum einen, weil es damals so gut wie keine deutschen Adventures gab (es war die Blütezeit von Lucas Arts und Sierra), zum anderen, weil die grafisch und programmtechnisch einfach weniger aufwändig waren. Letztendlich sind wir dann auch (wie zu Erwarten) an unserer Unbedarftheit und mangelnden Erfahrung gescheitert; die Ansätze waren gut, die Realisation aber dann doch ziemlich kläglich. Spaß gemacht hat es aber trotzdem!

                                                                                  Die Musik zu Nietoom

Die PC-Musik hatte ich wieder mit dem Adlib Visual Composer gemacht, die dann von Andreas Molnar in sein Loudness Sound System übertragen wurde. Es gibt einen Intro-Titel (sogar mit Sprachausgabe), ein Finale und eine Abspann-Musik plus einige Laidback Ingame-Tracks und einen Suspense-Track für die spannenden Momente. Alles nicht wirklich schlecht (mit einigen wenigen guten Momenten), aber auch nichts, woran ich mich heute noch erinnere. Zum Glück gibts auch hier tatsächlich einige Youtube-Videos, wo etwas vom Sound noch zu hören ist (zum Teil mit Effekten und Sprachausgabe).

Laut Verpackung (die übrigens ein sehr ungewöhnliches und auffälliges Format hat, damit sie im Laden die anderen Games überragt - so unser verwegener Gedanke) habe ich "über 20 Soundtracks für Soundblaster und General Midi" und "digitale Sound F/X" geamcht. Na gut, wenn es da steht, wird es wohl stimmen.
Die Sage von Nietoom - Intro

                                                           Darum geht es in "Die Sage von Nietoom"

"In diesem animierten Grafik-Adventure erwarten Sie über 100 Räume in den unglaublichsten Perspektiven, erstklassige und 100% handgezeichnete VGA Grafik sowie knifflige Rätsel und tolle Gags" (Verpackungstext)

"Großvater Wando liegt im Sterben. Marco erinnert sich seiner vor Allem als großartigen Märchenerzähler. Doch nun behauptet der alte Mann doch tatsächlich, es sei alles wahr: Das Fabelland Nietoom sei durch ein magisches Portal direkt in seinem Haus zu erreichen. Delirium? Nein, Marco nimmt die Sache selbstverständlich todernst und macht sich auf die Suche." (Goodolddays.net, Mr. Creosote)


"The German point-and-click adventure Die Sage von Nietoom (English: "The Legend of Nietoom") was released in 1994 by a small game development team from Berlin, Germany being their first and only released title. Young Marco is an ordinary boy living in the little town of Arluk near the Marmaan Mountains. Sometimes he visits his grandpa Wando who lives in a old hut in the mountains. Wando is the best storyteller in the world and one day he tells Marco about the secret doors to travel between the worlds." (mobygames.com)


                                                                    So urteilte damals die Presse
"Grafisch und technisch kann mich Nietoom nicht so ganz überzeugen, irgendwie haftet dem Ganzen das unsichtbare Prädikat "semi-professionell" an. Das heißt nun beileibe nicht, daß dieses Adventure keinerlei Spaß machen würde: Wer sich an mehreren Logikschwächen und Unzulänglichkeiten nicht stört, bekommt solide Standardkost in etwa 100 verschiedenen Räumen geboten.." - PC Player, März 1995, 52%

Hier geht es zum kompletten Review:
"An diesem sagenhaft schlechten Programm sind anscheinend mehrere Jahre abendländischer Adventure-Kultur spurlos vorübergegangen. Ob die Nietoom-Puzzles nun sonderlich aufregend oder eher von durchschnittlicher Güte sind, spielt letzten Endes keine Rolle: Es ist höchst frustrierend, ein technisch minderwertiges Programm auf einem für viel Geld aufgemotzten PC zu spielen. Lediglich die Ladezeiten der CD-ROM erinnern einen daran, daß das Spiel aus diesem Jahrzehnt stammt." - PC Games, März  1995 - 35%
"Die Sage von Nietoom lockt den Adventurefan mit den beliebten Objekträtseln in eine Labyrinthfalle, was nur echte Laby-Freaks tatsächlich verzeihen werden. Ich nehme an, daß seinerzeit ein guter Teil der Käufer das Spiel deshalb auch nicht zuende gespielt haben wird. Ich hab's getan, und fühlte mich noch auf andere Art an der Nase herum geführt, erwartete ich doch als Belohnung zumindest eine Kostprobe des Universums hinter dem Portal, für die ich so hart geschuftet hatte. "Toom" bedeutet auf Schottisch "leer" - und so leer gehen alle die Hoffnungen aus, die mit fantastischen Bildern aus fremden Welten verknüpft sind.." - Adventure Archiv, Mai  2009 - 52%
"Zugute kommt dem Spiel ein gelungener Midi-Soundtrack, der die einzelnen Kulissen stimmungsmäßig recht passend untermalt. Auf der anderen Seite hätte ein bisschen Feinschliff in der Programmierung letztendlich ganz gut getan, da die Abstürze gegen Ende des Spiels doch sehr gehäuft auftraten. Insgesamt ein Spiel, dem in jeder Hinsicht ein semi-professioneller Touch anhaftet, und das ein gewisses nicht greifbares Leitbild – eine Art Vision – zu fassen versucht. So findet man hier nur eine Skizze, einen undeutlichen Hinweis auf ein wirklich gutes Spiel." - Goodoldgames.net

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"Eigentlich Stoff für ein grundsolides Adventure-Spielchen, doch es gibt zwei Dinge, die die Spielfreude nachhaltig trüben: Da ist zum einen die grauenvolle Animation, die Marco z.B. wie weiland Charlie Chaplin die Treppe heruntertrippeln läßt. Zum anderen ist es die nicht ganz durchschaubare Benutzerführung, die man weder intuitiv noch intelligent nennen kann. So schleicht Ihr Euch durch das Haus, probiert wahl- und ziellos alles aus, sammelt die merkwüdigsten Objekte und wißt doch nicht so ganz, wozu das alles gut sein soll.." - Power Play, März 1995, 33% (Sound: 46%)

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"Die Präsentation in biederer Grafik mit brauchbaren Animationen, Digi-Sprache und Musik ist kein Reißer, die Rätsel sind auch nicht immer das Gelbe, und die Atmosphäre leidet zusätzlich unter ebenso häufigen wie störenden Fehlermeldungen; speziell am Pentium. Daher unser Rat an die Newcomer der vierten Generation: Feilt die guten Ansätze aus und begnügt Euch für den Anfang erstmal mit einem netten, kleinen Disk-Abenteuer." - PC Joker, März 1995, 52% (Sound: 64%)

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"Laßt Euch nicht von der außergewöhnlichen Verpackung täuschen! Hinter dem geheimnisvollen Titel steckt ein Schmalspur-Adventure mit LucasArts-ähnlicher Benutzeroberfläche, katastrophal gemalten Grafiken, Animationen der primitivsten Art und gewöhnungsbedürftiger Maussteuerung. Lediglich die Musik kann Akzente setzen." - Play Time, Februar 1995, 29%

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Gameplay

                                                                                 Kapitel 1

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